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IFRS 16: Fünf Dinge, die Sie jetzt wissen müssen

Lesedauer:  3 Minuten

Wenn der IFRS 16 im Januar 2019 in Kraft tritt, wird sich das Verhältnis zwischen Unternehmen und ihren Leasingnehmern ändern. Dies gilt auch für Büroräume und andere Immobilien. Hier erklärt die preisgekrönte Finanzjournalistin Melanie Wright, was die Veränderungen bedeuten und warum es so wichtig für Unternehmen ist, dafür zu sorgen, dass sie vorbereitet sind.

 

Viele Firmen verleasen eine breite Palette an Artikeln, um ihre Geschäfte zu fördern, wie zum Beispiel Büroräume oder Fahrzeuge. Der neueste Standard der International Financial Reporting Standards (IFRS), IFRS 16, wird voraussichtlich im Januar 2019 in Kraft treten und die Art und Weise ändern, in der Unternehmen diese Leasingverhältnisse ausweisen, messen, präsentieren und offenlegen müssen.

1. Bereiten Sie sich darauf vor, Ihre Leasingverhältnisse in Ihrer Bilanz auszuweisen

Bei der Leasing-Bilanzierung müssen Leasingnehmer derzeit zwischen einem in der Bilanz ausgewiesenen Finanzierungsleasing und einem nicht in der Bilanz ausgewiesenen Ausrüstungsleasing unterscheiden. Dies macht es jedoch nach Angaben des International Accounting Standards Boards schwierig, sich ein genaues Bild vom Leasingvermögen und den Verbindlichkeiten eines Unternehmens zu verschaffen. Wenn die Regeln des IFRS 16 in Kraft treten, müssen fast alle Leasingverträge in der Bilanz als Vermögenswerte und Verbindlichkeiten ausgewiesen werden, um dieses Problem zu lösen.

2. Überprüfen Sie Ihre Verträge sorgfältig

Die Definition eines Leasingverhältnisses ist gemäß den Regeln des IFRS 16 weiter gefasst als unter den aktuell geltenden IAS-17-Regeln (International Accounting Standards), Unternehmen müssen also ihre Verträge auf potentielle Leasing-Elemente untersuchen, um zu sehen, ob diese von den neuen Richtlinien betroffen sind. Laut den IFRS-16-Regeln enthält ein Vertrag ein Leasingverhältnis, wenn er "das Recht überträgt, die Nutzung eines identifizierten Vermögenswerts für einen bestimmten Zeitraum gegen Entgelt zu kontrollieren" (IFRS 16:9). Um zu ermitteln, ob ein Vertrag ein Leasingverhältnis enthält, müssen Unternehmen daher feststellen, ob ein identifizierter Vermögenswert vorhanden ist und ob sie das Recht haben, alle wirtschaftlichen Vorteile aus der Nutzung dieses Vermögenswertes zu beziehen.

Wenn Ihr Unternehmen zum Beispiel einen Teil eines Lagers mietet, um dort Waren zu lagern, diese Fläche jedoch je nach verfügbarem Platz variiert, wird dies gemäß IFRS 16 wahrscheinlich nicht als Leasingverhältnis klassifiziert, da kein spezifischer Vermögenswert identifiziert werden kann. Wenn Ihr Unternehmen jedoch für einen festgelegten Zeitraum eine bestimmte Einheit in diesem Lager mietet, kann der Vermögenswert identifiziert werden und Ihr Vertrag enthält daher ein Leasingverhältnis.

 

3. Überprüfen Sie Ihre aktuellen Leasing-Entscheidungen

IFRS 16 wird sich auf Leistungs- und Finanzkennzahlen auswirken, wie z. B. den Kapitalumschlag, die Fremdkapitalaufnahme, die Current Ratio, die Zinsdeckung und das Nettoeinkommen. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen auf diese Veränderungen vorbereitet sind. Viele Leasingnehmer werden einen Anstieg ihres operativen Cashflows beobachten, da nur der Teil der Leasingzahlungen, der die Zinsen aus der Leasingverbindlichkeit widerspiegelt, in Finanzierungstätigkeiten ausgewiesen werden kann.

Unternehmen, deren Finanzierungsvereinbarungen keine "eingefrorenen" allgemein anerkannten Rechnungslegungsgrundsätze (GAAP-Klauseln) enthalten, müssen möglicherweise mit Verstößen gegen Kreditverpflichtungen rechnen, sobald die Regeln in Kraft treten, da ihre ausgewiesenen Schuldenstände steigen können. Unternehmen mit Kapitalmarkttransaktionen, die wahrscheinlich vor oder nach der Umsetzung von IFRS 16 durchgeführt werden, müssen sorgfältig über die Auswirkungen auf ihre Verschuldungsgrade nachdenken und möglicherweise einige ihrer Leasing-Entscheidungen überdenken.

4. Suchen Sie nach flexibleren Leasingbedingungen

IFRS 16 lässt zwei Ausnahmen zu. Diese sind: Leasingverhältnisse mit einer Laufzeit von 12 Monaten oder weniger ohne Kaufoption und Leasingverhältnisse, bei denen der Basiswert im Neugeschäft einen niedrigen Wert hat. Wenn ein Unternehmen einen Arbeitsplatz zum Beispiel für wenige Monate mietet, muss dies in der Bilanz nicht ausgewiesen werden. Unternehmen, die zurzeit an längere Leasingverhältnisse gebunden sind, könnten daher erwägen, nach flexibleren Leasingbedingungen zu suchen, um die Auswirkungen auf ihre Bilanzen in den Griff zu bekommen.

5. Überdenken Sie die Art und Länge Ihrer Immobilienleasings

Da Immobilienleasings, auch Büroräume, nach der Einführung der IFRS-16-Regeln in den Bilanzen ausgewiesen werden müssen, können Unternehmen sich dafür entscheiden, kürzere Vertragslaufzeiten einzugehen oder stattdessen Büroräume an Dienstleister auszulagern. Gemäß den oben aufgeführten Ausnahmen müssen diese in den Bilanzen nicht ausgewiesen werden, was den Verwaltungsaufwand reduziert.

 


Melanie Wright ist eine preisgekrönte Finanzjournalistin aus Großbritannien und ehemalige stellvertretende Chefredaktorin des Finanzbereichs beim Daily Telegraph. Sie schreibt für mehrere britische Zeitungen, unter anderem The Sunday Times, The Daily Telegraph und The Observer.